Text und Bilder von Claudia Irle-Utsch
Türen auf!
Chiara-Alicia Gabriel ist neu als Jugendreferentin der FeG Eiserfeld. Pastor Stefan Schmidt mit halber Stelle nach Weidenau berufen.
Siegen. Es gibt nun eine Brücke, die von Eiserfeld nach Weidenau führt und auch wieder zurück. Den Brückenschlag hat Stefan Schmidt gewagt und, nachdem Fundamente und Pfeiler gesetzt waren, auch unternommen. Der langjährige Pastor der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Siegen-Eiserfeld teilt seinen Aufgabenbereich. Er ist seit August im Siegener Süden und am Haardter Berg in Weidenau jeweils mit einer halben Stelle als Seelsorger und Verkündiger beschäftigt. Dem voran ging ein Prozess, der beide freikirchlichen Gemeinden betraf. In Weidenau gab es ein Bewerbungsverfahren, das nach der Pensionierung des bisherigen Pastors, Paul-Gerhard Knöppel, auf die Wiederbesetzung einer 50-Prozent-Stelle zielte. In Eiserfeld stand eine von Stefan Schmidt initiierte veränderte Ausrichtung an: Dort soll nach der Berufung der Jugendreferentin Chiara-Alicia Gabriel die Gemeindearbeit verstärkt auf jüngere Interessierte – Kinder, Teenager, Jugendliche, junge Erwachsene, Familien – zielen.
Und so fanden am ersten Sonntag im September gleich zwei Einsegnungsgottesdienste statt: am Morgen in Weidenau, am späten Nachmittag in Eiserfeld. Beide Male gestaltete die FeG-Bundessekretärin für die Region-West, Merle Schwarz, den festlichen Akt als einen „Moment zum Niederknien“. In ihrer Predigt nahm sie Bezug auf einen Text aus dem dritten Kapitel des Epheser-Briefes und ermunterte dazu, wie der Absender Paulus vor allem dankbar zu sein und den Dienst, in der Gemeinde tief verwurzelt, mit Liebe anzugehen. „Gemeinsam!“, unterstrich Merle Schwarz und verwies auf gegenwärtige Strukturen, „in der das Wir verlorengeht und das Ich in den Vordergrund rückt“. Es werde immer schwieriger, zu einem Konsens zu finden, um dann Großes zu wagen. „Wenn das Ich der Maßstab ist, dann wird es echt schwierig.“ Jesus Christus habe „sein Ich unter den Willen des Vaters gestellt“, so die Bundessekretärin weiter. Er habe sich „für uns alle“ hergegeben, eine Rettungstat, die es ermögliche, „Erfüllung und tiefes Lebensglück zu finden“.
Der neuen Eiserfelder Jugendreferentin wünschte Merle Schwarz im Auftrag des FeG-Bundes, dass sie sich ihrem Aufgabenbereich „von der Liebe Gottes leiten“ lassen möge. Die Gemeinde rief sie dazu auf, Chiara-Alicia Gabriel jene Freiräume zu geben, um auch Neues, Anderes anzustoßen und zu entwickeln.
Christine Römer aus der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde machte jedenfalls die Tür für die Jugendreferentin schon einmal weit auf. „Wir freuen uns auf das, was vor uns liegt“, sagte sie stellvertretend für ein engagiertes Team, das neben vielem anderen auch alle zwei Jahre eine Freizeit auf der Nordseeinsel Ameland gestaltet. Auch deshalb durfte in diesem Einsegnungsgottesdienst ein typisches Ameland-Bewegungslied nicht fehlen: „Dip dip di di dip …“ Auf die Frage der Kids, was eigentlich Chiaras mutigste Entscheidung gewesen sei, kam die Antwort der Jugendreferentin ohne Umschweife: „Mein Leben Jesus geben.“
Es seien vor allem die Kinder- und Jugendarbeit sowie die Seelsorge jene Bereiche, die ihr besonders große Freude machten, so die Jugendreferentin in einem schriftlichen Statement. „Ich sehe es als Privileg, Wegbegleiterin sein zu dürfen.“ Chiara-Alicia Gabriel, 1994 in Ravensburg geboren, ist am Bodensee aufgewachsen, hat aber Wurzeln auch im Siegerland, da ihre Familie hier lebt. Nach einer Ausbildung in Modedesign und Maßschneiderei habe sie zum Glauben an Jesus gefunden, teilt sie mit. Sie folgte ihrer Berufung und studierte Theologie an der Biblisch-Theologischen Akademie Wiedenest. Parallel ließ sie sich zur Therapeutin und Seelsorgerin schulen.
Ihre erste Stelle als Pastorin trat sie bei der Ev. Landeskirchlichen Gemeinschaft in Weiterstadt an, wo sie ihren späteren Ehemann Sven kennenlernte. „Ich wünsche mir, dass Gott und der Glaube und das alltägliche Leben nicht getrennte Bereiche sind, sondern eins“, unterstreicht die Referentin. Eben das ist auch das Anliegen von Pastor Stefan Schmidt, der in Eiserfeld vor acht Jahren begonnen hat, das geistliche Leben eng mit dem Alltäglichen zu verbinden.
Diesen Auftrag möchte er nun auch in Weidenau versuchen, anzunehmen und zu erfüllen. Dem Pastor galt am Haardter Berg ein herzliches Willkommen, stellvertretend ausgesprochen von Christian Hilberg und Birgit Kober aus der Gemeindeleitung. Hier wie dort wolle er Begegnungen ermöglichen, so Stefan Schmidt. Nicht allein in den Gemeindehäusern, sondern draußen, vor den Türen, „da, wo die Menschen sind“. Diese „Geh-Struktur“ gründe sich auf das Gebot Jesu aus Matthäus 28, 19, so Stefan Schmidt in seiner persönlichen Selbstvergewisserung: „Darum geht zu allen Völkern und helft ihnen, Glaubende zu werden.“
Stefan Schmidt wurde 1960 in Leipzig geboren. Nach einer Tischlerlehre studierte er von 1987 bis 1990 am Theologischen Seminar des BEFG in der DDR. Es folgten Gemeindedienste u.a. in Chemnitz, Detmold, Breidenstein und Kleingladenbach. Mit seiner Frau Edeltraud hat er vier gemeinsame Kinder und zwei Pflegekinder. In Eiserfeld koordiniert er die Angebote der Evangelischen Allianz, einem Verbund aus Ev.-ref. Kirchengemeinde, FeG, CVJM und Ev. Gemeinschaft sowie dem Blauen Kreuz.